Die Meiji-Zeit entwickelte in Gesetz und Ideologie ein hierarchisch aufgebautes, traditionell orientiertes Familienmodell. Jedes Mitglied hat darin eine durch Alter und Geschlecht vorgeschriebene Rolle einzunehmen. Die Erziehung obliegt der Frau, deren Rolle als Hausfrau und Mutter sehr wichtig war und das bis nach 1945 die Familie in Japan charakterisierte.
Japanerinnen gelten heute weltweit als die Frauen mit der besten Ausbildung. In ihrer Berufstätigkeit stehen sie aber trotz Ganztagsschulen und Ganztagsbetreuungsplätzen für die Kleinsten unter hohem Druck, vorrangig aufgrund langer Arbeitszeiten und der vorherrschenden Erwartung, dass Frauen ältere Familienmitglieder versorgen. Rund drei Viertel der berufstätigen Frauen arbeiten in Teilzeit. Nach der Geburt des ersten Kindes unterbrechen sieben von zehn Japanerinnen für ungefähr zehn Jahre ihre Berufstätigkeit.
Männer verbringen im Alltag meist nur kurze Zeit innerhalb der Familie: Gesellschaftlich werden hohe moralische Ansprüche an die Berufstätigkeit gestellt, besonders an die des Mannes, zudem sind in Ballungsgebieten die Anfahrtszeiten zum Arbeitsplatz sehr lang, nicht selten bis zu zwei Stunden. Da der Schulerfolg der Kinder vor allem vom Rang der erreichten Schule abhängt, steht ein Schulwechsel einem Umzug bei Arbeitsplatzwechsel oft entgegen.
Hausarbeit und Kindererziehung obliegen zum weitaus größten Teil den Frauen, sie wenden im Durchschnitt täglich dreieinhalb Stunden dafür auf, Männer hingegen nur acht Minuten. In höheren Hierarchiestufen, etwa im Top-Management und in der Politik, sind Frauen auf der nationalen Ebene weit unten vertreten. Erst seit der Änderung des Arbeitsrechts und des Gleichstellungsgesetzes am 1. April 1999 dürfen Firmen weiblichen Angestellten bei ihrer Heirat nicht mehr das Ausscheiden aus dem Berufsleben nahelegen.
In der männerdominierten Berufswelt sind die Berufschancen von Männern und Frauen weiterhin sehr verschieden. Großteils übernehmen japanische Frauen nach einer Familienphase eine Arbeit in Teilzeit. Der gesellschaftliche Status der Hausfrau definiert sich über die Position des Mannes und über den Erfolg der Kinder in der schulischen Laufbahn. Ledige Mütter haben es schwer, eine qualifizierte Arbeit zu erhalten, gerade in Alleinerziehendenfamilien sind Kinder häufig arm. Es besteht ein Anrecht auf einen Mutterschutzurlaub, der seit 1995 14 Wochen beträgt. Seit Anfang der 1990er Jahre gibt es für Mütter und Väter bis zum ersten Geburtstag des Kindes gesetzlich die Möglichkeit, Kinderbetreuungsurlaub zu nehmen. Mit 25 % des Gehaltes wird dieser finanziert, doch sie wird – wohl auch aufgrund der traditionellen Ansichten fast nur von Frauen genutzt.
Vor allem jüngere Menschen in Japan bedauern die starke Trennung der Lebensbereiche: Männer wünschen sich mehr Zeit für ihre Familie, Frauen mehr Zeit mit ihrem Mann und eine größere Präsenz im öffentlichen Leben.
Das japanische Steuer- und Sozialsystem bietet finanzielle Anreize für die Alleinverdiener: Hat eine Ehefrau nur ein geringes Einkommen, erhält ihr Mann Steuererleichterungen, und ihr steht eine beitragsfreie staatliche Rente zu. In vielen Firmen ist es zudem üblich, Männern mit nicht erwerbstätiger Ehefrau einen Gehaltszuschuss zu zahlen.